Peinliche Situationen meistern
Leseprobe aus dem Kapitel "Beruflich bis auf die Knochen blamiert" (S. 73-75)
BERUFLICH BIS AUF DIE KNOCHEN BLAMIERT
Die typischen Blamagen im Berufsleben drohen aus zwei
Richtungen: Entweder erweisen Sie sich als inkompetent.
Oder Ihr Chef, Ihre Kollegen oder Ihre Kunden müssen sich
Dinge mit anhören, die definitiv nicht für ihre Ohren bestimmt sind.
Sie kennen sich nicht aus
Wird unsere berufliche Kompetenz in Frage gestellt, empfinden
wir das häufig als Bedrohung. Dabei kommt es gar nicht
so sehr darauf an, ob wir der Chef sind oder nur ein „kleiner
Angestellter". Gelingt es uns nicht, unseren angekratzten Ruf
wiederherzustellen, kann das sehr quälend sein und noch
lange an unserem Selbstbewusstsein nagen.
Beispiel
Herr Lüdecke arbeitet in einem Weinfachhandel. Ein Kunde
sucht einen „fruchtigen, körperreichen Bordeaux mit nicht so
viel Tanninen". Herr Lüdecke greift zu einer Flasche: „Hier, ein
Château La Roquette. Das ist etwas ganz Feines. Eine Note von
Himbeeren und Kakao." Der Kunde schaut auf die Flasche und
erklärt herablassend: „Also, ich kenne den Wein gut. Der ist nun
gerade nicht fruchtig." Die Ohren von Herrn Lüdecke färben sich
rot.
Ausflüchte machen die Blamage erst perfekt
Es spielt keine Rolle, ob der Chef, unser Kollege oder ein
Kunde bei uns die Wissenslücke aufdeckt. Wir wollen nicht
als Trottel dastehen. Deshalb arbeiten wir gegen die drohende
Blamage an. Manche versuchen noch Eindruck zu schinden,
indem sie auf ein Thema umlenken, bei dem sie sich gut
auskennen. Andere bemühen sich, ihren Irrtum zu vertuschen,
indem sie sich auf ein „Missverständnis" herausreden. Aber
solche Manöver machen die Situation erst richtig peinlich.
Beispiel
Herr Lüdecke versucht sicheren Boden unter die Füße zu bekommen:
„Nein, der ist natürlich nicht fruchtig. Habe ich auch
nicht gesagt. Aber ein exzellenter Wein. Das habe ich gesagt.
Auf der Weinmesse in Bordeaux hat er den dritten Preis gewonnen."
- „Aha", bemerkt der Kunde. „Und deshalb versuchen Sie
den jetzt allen Ihren Kunden anzudrehen."
Ablenkungsmanöver lassen Sie hilflos und unprofessionell erscheinen.
Manche fühlen sich dadurch erst recht herausgefordert, Ihnen so richtig
auf den Zahn zu fühlen. Aber auch wenn der andere Sie davonkommen
lässt, haben Sie Ihren Ruf eher beschädigt als wiederhergestellt. Der andere
will Sie lediglich nicht noch weiter bloßstellen.
Souverän mit den eigenen Wissenslücken umgehen
Natürlich ist es nicht angenehm, wenn man dabei ertappt
wird, dass man sich nicht auskennt. Doch muss die Situation
deshalb nicht gleich ins Peinliche umschlagen. Anstatt die
Wissenslücken zu leugnen, können Sie sich der Tatsache auch
stellen. Es wirkt wesentlich souveräner, wenn Sie in solchen
Situationen nicht gleich eine Verteidigungshaltung einnehmen,
sondern erst einmal versuchen, der Sache auf den
Grund zu gehen.
Beispiel
Herr Lüdecke reagiert auf die Richtigstellung erstaunt: „Ach?
Der Château La Roquette ist nicht fruchtig? Ich habe ihn selbst
noch nicht probiert, aber ein Kollege hat mir berichtet, dass er
eine kräftige Fruchtnote hat." - „Dann hat Ihr Kollege keine
Ahnung", bemerkt der Kunde. „Also, ich will meinem Kollegen da
nicht zu nahe treten", bemerkt Herr Lüdecke. „Vielleicht habe
ich ihn da auch missverstanden."