Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath
((Auszug aus dem Kapitel "Die psychopathische Wesensstruktur"))
AUSSICHTSLOSE BEMÜHUNGEN
Sie glauben nicht, mit wie viel Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen viele Frauen sich immer wieder ihren Tyrannen nähern, weil sie an das Gute im Menschen glauben und wieder und wieder bereit sind, für ihre Liebe zu kämpfen und obendrein ihre Partner von deren Dunkelheit befreien möchten. Gerade weil sie sie lieben, wünschen sie sich, dass sie selbst diejenigen sein dürfen, die sie aus ihrem Gefängnis befreien und am Ende für ihre Geduld und Hingabe geschätzt werden. So werden sie nicht müde, um Verständnis zu ringen, sich wieder und wieder zu erklären, sich zu rechtfertigen oder ihr Recht mit vielerlei Argumenten zu verteidigen.
Doch all das ist vergebene Liebesmüh und sorgt am Ende nur für weitere schmerzhafte Selbstverletzungen. Von Selbstverletzungen spreche ich deshalb, da diese Frauen nach solchen Versuchen ein um das andere Mal erkennen, dass bei ihnen alle Alarmglocken hätten schrillen müssen und sie es besser gelassen hätten, anstatt sich ein weiteres Mal beschimpfen oder verunglimpfen zu lassen. Denn eines steht fest: Die Tatsachen werden immer so verdreht, dass das Opfer zum Täter gemacht wird. So ärgert man sich am Ende mindestens genauso über sich selbst wie über sein Gegenüber.
Aber nicht jeder diskutiert nur bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Manche Frauen werden bewundernswert kreativ. (...)
Man kann auch mit den klügsten Gedanken nicht auf die chaotischen und verwirrten Denksysteme psychopathischer Charaktere zugreifen. Und das Ergebnis all solcher lobenswerten Bemühungen, die eigentlich nur die tiefe Schönheit dieser Frau dokumentieren, ist, dass sie ein weiteres Mal desillusioniert und ohnmächtig zurückblieb. Ihr Selbstbild lief Gefahr zu kollabieren. Versuchen Sie deshalb Abstand davon zu nehmen, die Problematik wieder und wieder auf irgendeine Weise angehen zu wollen. Sie versuchen damit nur, eine Tür zu öffnen, zu der es keinen Schlüssel gibt. Niemand hält das auf Dauer aus. Die einzigen Erkenntnisse, die Ihnen also bleiben, heißen:
Ich gebe das Bedürfnis auf, verstanden zu werden.
Ich gebe das Bedürfnis auf, ihn verstehen zu wollen.
Noch einmal: Wenn die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, das echte Bemühen, Argumente kritisch zu reflektieren oder Gefühle zu verstehen, nicht existiert, dann finden Sie auch mit den klügsten Worten, intellektuellen Anstrengungen und einfallsreichen Ideen keinen Zugang. Psychopathen kennen nur ihr eigenes kleines Spielfeld. Wo Sie mit Flexibilität und Kreativität aufwarten können, stehen jenen nur ihre abgestandenen gedanklichen Konserven zur Verfügung. Was sie sagen, ist immer dasselbe. Selbst ihre große Begabung für Widersprüche ist ein berechenbarer Bestandteil ihrer beschränkten Kommunikation.
Wie oft haben Sie erlebt, dass Ihr Partner aufgestellte Behauptungen keine Stunde aufrechterhalten konnte? Dass das, was heute als Wahrheit postuliert, morgen wieder geleugnet werden wird? Heute ist die Erde eine Scheibe, morgen ist sie wieder rund. Vertrauen Sie Ihren Erkenntnissen und Erfahrungen und bemühen Sie sich nicht weiter um unfruchtbare Rechtfertigungen für Menschen, die auf Feindschaft und Angriff gepolt sind. Dann und nur dann haben Sie gute Chancen, Entscheidungen zu generieren, die Sie in die richtige Richtung führen. (...)