Meeresgemüse und Algen. Kompakt-Ratgeber
((Auszug aus dem Kapitel "Algen-Know-How"))
ESSEN AUS DEM OZEAN
In diesem Kompaktratgeber unterscheide ich zwischen Mikroalgen, die in erster Linie als Nahrungsergänzungsmittel dienen, und dem Lebensmittel Makroalgen, dem eigentlichen Meeresgemüse, das ich Ihnen in ausführlichen Pflanzenporträts vorstelle. (...)
Große und kleine Nährstoffe
Die Ernährungsmedizin unterscheidet zwischen den Makronährstoffen Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten sowie den Mikronährstoffen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Auch Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe zählt man zu den Mikronährstoffen. Dabei beziehen sich die Zusätze "Makro" und "Mikro" auf die Molekülgröße der Nährstoffe und nicht auf ihre Bedeutung für den Organismus: Proteine, Fette und Kohlenhydrate sind große Moleküle, die sich aus verschiedenen Einzelbausteinen zusammensetzen, während Mikronährstoffe kleinere Moleküle bilden.
Unser Bedarf an den beiden Nährstoffgruppen ist mengenmäßig sehr unterschiedlich: Von Makronährstoffen brauchen wir je nach Körpergröße und Lebensalter mehr als 500 Gramm täglich, denn Kohlenhydrate und Fett versorgen uns vorwiegend mit Energie, Proteine liefern die "Baustoffe" für die Bildung unserer Körpersubstanz wie Muskelmasse oder Fettgewebe zum Schutz der inneren Organe.
Bei Mikronährstoffen, die wir unter anderem für Stoffwechsel, Sinnesorgane, intakte DNA und stabiles Immunsystem brauchen, ist der Bedarf weit geringer: So reichen beispielsweise etwa 100 Milligramm (mg) Vitamin C oder etwa 5 Mikrogramm (μg) Vitamin B12.
Vollwertige Lebensmittel
Meeresgemüse und Algen tragen wesentlich dazu bei, uns auch bei vegetarischer Lebensweise mit beiden Nährstoffgruppen zu versorgen: Reichlich vorhanden sind Proteine mit allen essenziellen Aminosäuren und Kohlenhydrate mit wichtigen Ballaststoffen. Wie bei allen Pflanzen ist das Fettsäuremuster günstiger für den Organismus als bei tierischen Lebensmitteln, weil es das Risiko für ernährungsbedingte Krankheiten senkt. Die Meerespflanzen versorgen uns mit essenziellen Fettsäuren, darunter den lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren (Seite 27 f.).
Bedeutsam für unsere Gesundheit sind auch Vitamine und Mineralstoffe. Viele Meeresgemüse enthalten mehr Vitamin C oder Beta-Carotin als Vorstufe zu Vitamin A als Obst und Gemüse. Sie sind eine der wenigen pflanzlichen Quellen für Vitamin B12, das sonst nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Allerdings weiß man noch nicht genau, ob wir dieses Vitamin auch nutzen können, wenn es von Pflanzen stammt. Generell gilt: Rot- und Grünalgen sind reicher an den Vitaminen B1 und B12, an Folsäure und Pantothensäure als Braunalgen, während die Konzentration von Niacin und Vitamin C in allen Algen etwa gleich hoch ist.
Der Gesundheit kommt auch zugute, dass Meeresgemüse Mineralien aus dem Meerwasser absorbiert. Besonders hoch ist der Gehalt an Calcium für den Aufbau von Knochen und Zähnen und Eisen für die Bildung roter Blutkörperchen: Bei Eisen liegt er um ein Mehrfaches höher als in Eigelb oder Spinat. (...)
Jod und Meeresgemüse
Genau wie Seefisch enthalten auch Meeresgemüse und Algen reichlich Jod, ein Spurenelement, das als Bestandteil der Schilddrüsenhormone zu den lebenswichtigen Mikronährstoffen zählt. Diese Hormone, die nur mit Jod gebildet werden können, sind an der Steuerung von Wachstum, Knochenbildung, Gehirnentwicklung und am Stoffwechsel beteiligt, beeinflussen das Allgemeinbefinden, die Psyche und - über die Insulinausschüttung und den Kohlenhydratstoffwechsel - auch das Körpergewicht. Die optimale Jodzufuhr ist deshalb außerordentlich wichtig für unsere Gesundheit, und eine Überdosis schadet ebenso wie Jodmangel.