Über dieses Buch
»Etwas Furchtbares war in Gang gekommen, das nicht nur seine Familie betraf, sondern ebenso den König, das Haus Lancaster und ganz England. Ihnen allen schien der Blutmond.«
England 1413: Als der dreizehnjährige John of Waringham fürchten muss, von seinem Vater in eine kirchliche Laufbahn gedrängt zu werden, reißt er aus und macht sich auf den Weg nach Westminster. Dort begegnet er König Harry und wird an dessen Seite schon jung zum Ritter und Kriegshelden. Doch Harrys plötzlicher Tod stürzt England in eine tiefe Krise, denn sein Sohn und Thronfolger ist gerade acht Monate alt …
Über die Autorin
Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt.
Besonders ihre Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.
DIE HÜTER
DER ROSE
Historischer Roman
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2005 by Rebecca Gablé
Deutsche Erstausgabe 2005 in der Bastei Lübbe AG, Köln
Lektorat: Karin Schmidt
Innenillustrationen: Jan Balaz
Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel, punchdesign, München
Alle Rechte, auch die der fotomechanischen und elektronischen Wiedergabe, vorbehalten.
E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN 978-3-8387-0948-2
Für MJM
wie immer in Liebe und Dankbarkeit
»Liebe ist ein alsô saelic dinc,
ein alsô saeleclîch gerinc,
daz nieman âne ir lêre
noch tugende hât noch êre.
Sô manec wert leben, sô liebe vrumet,
sô vil sô tugende von ir kumet,
owê daz allez, daz der lebet,
nâch herzeliebe niene strebet.«
Gottfried von Straßburg, Tristan
Ernste Vorbemerkung
Während einer Recherchereise für diesen Roman wollte ich mit dem Zug von Warwick nach Coventry fahren. Nicht mehr weit vom Ziel entfernt, musste ich in einem gottverlassenen Nest umsteigen und stellte zu meinem Schrecken fest, dass der Anschlusszug erst eineinhalb Stunden später fuhr. Drei nadelbestreifte Gentlemen auf dem Bahnsteig hatten das gleiche Problem. Wir beschlossen, ein Taxi zu teilen. Wie sich unterwegs herausstellte, war einer der Herren der Stadtdirektor von Coventry. Dort angekommen, widmete er mir großzügig seine kostbare Zeit, verschaffte mir Zugang zu historischen Gebäuden, die normalerweise kein Besucher zu sehen bekommt, und machte diese Stippvisite allein durch seine Freundlichkeit zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Am 14. November 1940 wurde Coventry von deutschen Bombern dem Erdboden gleich gemacht. Der historische Stadtkern und die mittelalterliche Kathedrale wurden zerstört, zahllose Menschen verloren ihr Leben. Am 13. und 14. Februar 1945 erlitt Dresden im englischen und amerikanischen Bombenhagel das gleiche Schicksal.
Heute sind Dresden und Coventry Partnerstädte. Obwohl die Ruine der Kathedrale von Coventry als Mahnmahl stehen geblieben ist und die Spuren der Zerstörung in der Stadt noch überall zu sehen sind, bin ich als deutsche Autorin in England nirgendwo je mit größerer Herzlichkeit aufgenommen worden.
Dieser Roman handelt weit mehr vom Krieg und dem mühevollen Ringen um Versöhnung, als mir zum Zeitpunkt meiner Recherchereise damals klar war. Darum stelle ich ihm ein Bibelzitat voran, das ich in Coventry an der Ruine der Kathedrale und an vielen Häuserwänden gefunden habe:
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen
und ihre Spieße zu Sicheln machen.
Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben,
und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
Micha, 4:3
Praktische Vorbemerkung
Immer wieder werde ich nach der korrekten Aussprache englischer Namen gefragt. Da in diesem Roman leider einige Orte und Personen ganz anders ausgesprochen werden, als man meint, scheinen mir ein paar Erläuterungen angezeigt: Aus dem schönen französischen »Beaufort« machten die Engländer – vermutlich aus Rache – »Biefet«. Ähnlich verhält es sich mit dem Familiennamen der Earls of Warwick: »Beauchamp« wird »Bietschem« ausgesprochen, »Warwick« übrigens »Warrick«. »Gloucester« heißt natürlich »Gloster« und »Leicester« »Lester«. Den Namen »Scrope« schließlich spricht man »Skruhp«. Dann gibt es noch dieses seltsame Phänomen von dem »er«, das als langes »a« gesprochen wird, wie in »Berkley«, »Berkshire« und »Derby« (Das gilt übrigens auch für das Pferderennen).
»Lancaster« darf man jedoch bedenkenlos unter Einbeziehung aller Buchstaben »Lenkester« aussprechen.
Den walisischen Namen können wir uns ohne Zuhilfenahme einer wissenschaftlichen Lautschrift nur vorsichtig annähern: »Davydd ap Llewelyn« spricht man ungefähr »Davith (englisches th) ap Luellenn« und »Owain ap Meredydd« etwa »Owein ap Meredith«.
DRAMATIS PERSONAE
Es folgt eine Aufstellung der wichtigsten Figuren, wobei die historischen Personen mit einem * gekennzeichnet sind.
Ein Stammbaum des Hauses Lancaster findet sich im Anhang.
Waringham
John of Waringham
Raymond of Waringham, sein Bruder
Joanna of Waringham, ihre Schwester
Robin of Waringham, ihr Vater
Edward Fitzroy, Steward von Waringham, Joannas Gemahl
Liz Wheeler, Hebamme und Kräuterfrau von Waringham
Daniel, ihr Bastard
Conrad, der Stallmeister
Könige,
Adel und Ritterschaft
Henry V.* , genannt Harry, König von England und beinah auch von Frankreich
Thomas, Duke of Clarence*, sein ehrgeizigster Bruder
John, Duke of Bedford*, sein klügster Bruder
Humphrey, Duke of Gloucester*, Lord Protector, sein gefährlichster Bruder
Eleanor Cobham*, Gloucesters Gemahlin, eine Dame von zweifelhaftem Ruf
Henry Beaufort*, König Harrys Onkel, Kardinal, Bischof von Winchester, Lord Chancellor, der reichste Mann Englands und auch in jeder anderen Hinsicht seines Vaters Sohn
Thomas Beaufort*, sein Bruder und somit ebenfalls Harrys Onkel, Duke of Exeter, womöglich ein Ketzer
Joan Beaufort*, ihre Schwester, eine lebenskluge Frau mit einer enormen Kinderschar
John Beaufort*, genannt Somerset, erst Earl und dann Duke of Somerset, Harrys Cousin
Edmund Beaufort*, sein Bruder Richard Plantagenet*, Earl of Cambridge, ebenfalls Harrys Cousin
Richard*, Duke of York, sein Sohn
Edmund Mortimer*, Earl of March, noch ein Cousin, Cambridges Schwager
Henry Scrope of Masham*, ein Verräter
Arthur Scrope, sein Bruder, kein Verräter, aber dennoch ein Finsterling
Katherine de Valois*, Harrys Königin
Henry VI.*, ihr Sohn, König von England und Frankreich
Charles VI.*, Katherines Vater, noch ein König von Frankreich
Charles VII.*, erst Dauphin und dann – man ahnt es schon – König von Frankreich
Sir John Oldcastle*, ein trinkfreudiger Ritter und ein Ketzer
Richard Beauchamp*, Earl of Warwick
Margaret Beauchamp*, seine Nichte
Adela Beauchamp, seine Schwester
Juliana of Wolvesey, ihre Tochter
Davydd ap Llewelyn*, genannt Davy Gam, der walisische Held von Agincourt
Owain ap Meredydd*, genannt Owen Tudor, ebenfalls Waliser
Märtyrer
Edmund Tanner, ein armer Londoner Gerber
Jeanne von Domrémy*, genannt die Jungfrau von Orléans