Die Heilkraft christlicher Rituale und Symbole
((Auszug))
HEILSAME GRUNDHALTUNGEN
Hier stehen nicht mehr Rituale und Symbole im Mittelpunkt, sondern das Leben. Hier sind Rituale und Symbole ins Leben eingebettet. Sie zeigen sich unter einem bestimmten Blickwinkel, zum Beispiel unter dem Blickwinkel der Liebe am Symbol Ring (als Symbol für Bund und Unvergänglichkeit) oder unter dem Blickwinkel der Hoffnung im Symbol der Kerze (als Symbol für Helligkeit und Licht im Leben). Es geht hauptsächlich um die Frage, aus welcher Grundhaltung des Herzens das Leben gelebt wird. Welches sind die Leitlinien des Lebens? Denn aus den Grundhaltungen erwachsen große Heilkräfte. Grundhaltungen sind im Keim im Menschen angelegt, gehören zur menschlichen Grundausstattung, sind dem Menschen geschenkte Hilfen für ein gelingendes Leben. Sie müssen gepflegt und entwickelt werden. Daraus kann sich ein heilsamer Lebensstil entwickeln, der von den Grundhaltungen des Herzens geprägt ist.
Wer genauer hinschaut, findet zahlreiche Grundhaltungen des Menschen zum Leben, die heilsame Kräfte in sich bergen. Wir denken da an die Heilkraft der Dankbarkeit, der Vermittlerin zwischen den Menschen. Sie legt sich wie ein Mantel schützend um den, der dankbar und im Wissen lebt, dass Leben immer auch Abschied bedeutet. Dankbarkeit ist eine Art Gelenköl zwischen den Menschen, sie wirkt von Herz zu Herz. Die einfachste Form der Dankbarkeit ist die Freude. Sie lenkt den Blick vom Mangel auf die Fülle. Das ist die wesentliche Botschaft der Vermittlerin Dankbarkeit. Wir denken an die Heilkraft des Humors und der Leichtigkeit. Der Sinn für Humor verbindet und besitzt die Fähigkeit, andere Menschen zum Lachen bringen oder über sich selbst lachen zu können. Damit kann Humor helfen, schwierige Situationen zu entschärfen oder Konflikte zu lösen. Er bringt Leichtigkeit durch Schmunzeln. Humor ist die Kunst, sich selbst und seine Probleme nicht so wichtig zu nehmen.
Wir denken an die Heilkraft des Wortes, des "Menschenmachers". Es nimmt eine Sonderstellung ein. Das Wort ist die dem Menschen ureigene Ausdrucksweise und zielt auf das Wesen des Menschen ab. Es ist die Möglichkeit, die Heilkräfte nicht nur sinnlich, sondern auch hörbar, lesbar, wiederholbar in ein menschliches Gewand zu bringen.
IMPULS: Von welchen Grundhaltungen ist Ihr Leben geprägt? Vielleicht gibt es für Sie Grundhaltungen, die Sie gern für sich entdecken oder die Sie ausbauen wollen. Gibt es eine Grundhaltung mit heilsamen Kräften, die Ihnen besonders nahe ist, die Sie praktizieren, aus der Sie leben? Könnten Sie diese heilenden Kräfte mit anderen Menschen um sich herum teilen, beispielsweise den Humor, geteilt mit den Arbeitskollegen, oder die Dankbarkeit, geteilt mit den Eltern?
Die folgenden drei christlichen Grundhaltungen und deren Heilkräfte - Grundtugenden, göttliche Tugenden - Liebe, Vertrauen/Glaube und Hoffnung - liegen allen weiteren heilsamen Grundhaltungen zugrunde. "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen" (1 Kor 13,13). Deshalb steht sie hier als erste Heilkraft. (...)
Die heilsamen Kräfte der Liebe
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Liebe ist die Alleskönnerin, der Türöffner, die Heilkraft, die unglaublich viele unterschiedliche heilsame Kräfte in sich vereint. Das Lied "Ich bete an die Macht der Liebe" gibt ein beredtes Zeugnis von dem, was viele Menschen mit diesem Phänomen verbinden. Von dem rheinischen Pietisten Gerhard Tersteegen (1697-1769) stammt der Text des Liedes. Es besingt die Liebe zwischen Gott und den Menschen, wurde aber bald auch als Ausdruck allgemeiner Liebe verstanden und damit auch Verstorbenen zugedacht. (...)