Über den Autor
Markus Henrik hat zahlreiche WG-Erfahrungen gesammelt! In Essen, Bochum, Paderborn, Manchester, Liverpool und Berlin. In der Hauptstadt wohnte er gar in dem Haus, in dem David Bowie und Iggy Pop einst ihre Musiker-WG gründeten. Seit einigen Monaten ist er de facto Mitbewohner von Bundeskanzlerin Angela Merkel: Nur eine Wand trennt die beiden am Kupfergraben in Berlin. Hier brachte Markus Henrik seine Dissertation zur Niederschrift, während sich nebenan Angela Merkel vom politischen Alltag erholte. Dies alles konnte nicht spurlos an ihm vorübergehen! Darum dieses Buch: Das WG-Lexikon. Mit allem, was ein WG-Neuling, ein aktueller oder ehemaliger Insasse und auch jeder, der nie eine WG bewohnt hat, wissen muss!
Besucht den Autor im Internet unter www.markushenrik.de
Vorwort Was ist eine WG? Eine Keimzelle für politische Agitation? Eine Keimzelle für Keime? Oder doch nur die kostenlose Variante eines Swingerclubs mit weniger Kartoffelsalat? Dieses Buch wird auf all diese Fragen keine Antworten geben! Aber schön, dass wir mal darüber gesprochen haben.
WGs gehören zu den ältesten Organisationsformen des menschlichen Zusammenlebens. Schon in der Steinzeit teilte man die Küche (Feuerstelle), das Badezimmer (Baum, Fluss) oder die Kopfkissen (Steine). Viel hat sich seitdem in puncto Komfort auch nicht verändert. Wer einmal über mehrere Wochen in einer Kreuzberger WG hauste – wo Spüle, Dusche und Abort ein und dasselbe sind –, weiß, wovon hier die Rede ist.
Doch es gibt auch komfortablere Lösungen, die vor allem russische Milliardärstöchter zu schätzen wissen. (An dieser Stelle schöne Grüße an Svetlana, die kurzzeitig bei uns Zwischenmieterin war. Und sorry noch mal, dass Dorothea deinen Nerzmantel im Wald ausgesetzt hat!) Fließend Wasser, Strom und Müllbeseitigung sind längst keine Seltenheit mehr, sofern man die Nebenkosten noch bezahlen kann. Begeistert zeigen sich WG-Bewohner auch über die Erfindung von GEZ-Gebühren und der Zweitwohnsteuer. Für manche bedeutet das Leben in einer WG aber auch die Begegnung mit der einzig wahren, wundervollen großen Liebe – und das dann gleich mehrfach hintereinander mit verschiedenen Personen.
Was einem in einer WG noch so alles begegnen kann – mitunter auch krabbelnd hinter dem Kühlschrank –, das verrät dieses Buch. Und zwar in einer für ein Lexikon revolutionären Art und Weise. Liebe Leserin, lieber Leser, festhalten: in alphabetischer Reihenfolge! Zwischendurch nehmen uns Nathalie, Ceylan, Veit und David immer wieder mit auf eine kleine Reise mit Geschichten aus Tausendundeiner WG.
Und wenn irgendwo der Hinweis Tipp! auftaucht, dann verbirgt sich hinter dem Lexikon-Eintrag tatsächlich ein glorreicher Hinweis. Großes Ehrenwort! Ich gebe mein »Ich bring gleich den Müll runter und mach danach garantiert den Abwasch«-Ehrenwort!
Stichwortverzeichnis
- 68er
- 7.30 Uhr
- Alkohol
- Aufräumen
- Aushang
- Badewanne
- Badezimmer
- BAföG
- Bakterien
- Bandprobe
- Besichtigungstermin
- Bio
- Briefkasten
- Casting
- Datenschutz
- Döner
- Duftkerzen
- Dusche
- Duschvorhang
- Einweichen
- Einzug
- Eltern
- Erasmus-Studenten
- Ernährung
- Ex-Partner
- Fairtrade
- Feng-Shui
- Fernsehen
- Flaschenöffner
- Frauen-WG
- Freie Liebe
- Fremdsprachen
- Frühjahrsputz
- Geschirr
- Geschirrspüler
- GEZ
- Hauptmieter
- Hausbesetzer
- Haustiere
- Haustierfutter
- Hygiene
- Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!
- Jetskiverleih
- Karma
- Kasse
- Kaution
- Klobürste
- Klolektüre
- Kochen
- Kommune
- Kondome
- Korkenzieher
- Kreuzberg
- Küche
- Kühlschrank
- Kühlschrankfächer
- Kulinarische Sensation
- Liebesbeweise
- Liebesbotschaft
- Liebeskummer
- Männer-WG
- Mietminderung
- Möbliert
- Musik
- Musikproben
- Musizierende Mitbewohner
- Mülleimer
- Nebenkosten
- Nymphomanische französische Mitbewohnerinnen
- One-Night-Stand
- Partys
- Party-Anlässe
- Pasta
- Pescetarier
- Pfandflaschen
- Pflanzen
- Politik
- Polizei
- Poster
- Prokrastinieren
- Protest
- Prüfungsphase
- Putzpläne
- Quadratmeter
- Querelen
- Radiowecker
- Reinigungsmittel
- Romantik
- Schlange stehen
- Schwedisches Möbelhaus
- Sex
- Spaghetti
- Sparsamkeit
- Sponti-WG
- Spüldienst
- Spülmittel
- Staubmäuse
- Staubsauger
- Stehpinkler
- Stromanbieter
- Studentenfutter
- Studium
- Teilmöbliert
- Tiefkühlfach
- Tofu
- Umzug
- Untermieter
- Vegetarier-WG
- Verleihen
- Verschenken
- Vollmöbliert
- Vorhängeschloss
- Vorräte
- WLAN-Router
- Waschmaschine
- Waschsalon
- Waschtag
- Wassersparen
- Widerstand
- Xyolophon
- Yoga
- Zahnbürste
- Zahnpasta
- Zahnputzbecher
- Zettelbotschaften
- Zimmer
- Zweck-WG
- Zweitwohnsteuer
- Zwischenmiete
68er Stellen das in Bezug auf WGs dar, was die Aborigines für Australien sind: Sie sind Ureinwohner eines immer knapper werdenden Lebensraums und in ihrer Anzahl mittlerweile stark dezimiert.
68er teilten miteinander nicht nur das Badezimmer und die Hauspuschen, sondern auch Weltanschauung und Feindbilder. Waren früher links, doch vieles ist ihnen seitdem abhanden gekommen. Zum Beispiel ein »s«, heutzutage sind die meisten nur noch link. Allerdings sind sich manche in gewisser Hinsicht treu geblieben. Politisch engagierte 68er marschieren immer noch zum Springer-Verlagshaus, also zur Bildzeitung. Früher, um zu protestieren und die Scheiben einzuschmeissen – heute, um ein Exklusivinterview zu geben.
Reminiszenzen an die Ideale der 68er können im Museum bestaunt werden. In Bonn sind Joschka Fischers Turnschuhe ausgestellt, mit denen er viel Dreck in seine Frankfurter Sponti-WG ↓ hineingetragen hat.
Merke! Wer eine WG bewohnt, kann vom Steinewerfer zum Außenminister avancieren und erhält anschließend eine Gastprofessur an der Princeton Universität für … tja, für was eigentlich?
7.30 Uhr Uhrzeit. Aber zu früh, um einen WG-Tag zu beginnen. Um einen vorausgegangenen Tag allerdings enden zu lassen, ist diese Uhrzeit wiederum optimal.
Alkohol Kann in Reinigungsmitteln vorkommen, mit denen für die klinische Reinlichkeit einer WG gesorgt wird. In kleinen Mengen ist er ebenso in feuchten Brillenputztüchern nachzuweisen, die den Durchblick beim Studieren anspruchsvoller Wälzer optimieren.
Andere Bedeutungen von Alkohol im Alltagsleben von WGs konnten bis zum Redaktionsschluss für das WG-Lexikon nicht ermittelt werden. Die entsprechenden Kontaktpersonen (WG-V-Männer) befanden sich nämlich allesamt im Vollrausch.
Aufräumen In der WG herrscht das reinste Chaos? Die Pizzakartons stapeln sich um die Wette mit einem Berg an Wäsche, den nicht einmal Reinhold Messner ohne Sauerstoffgerät besteigen würde? Kein Problem! Einfach eine Party veranstalten und die Wohnung vorher ausreichend abdunkeln. Der Clou: Am nächsten Morgen finden sich immer ein paar Freiwillige, die sich beim Anblick der Wohnung an die Frauenkirche in Dresden 1945 erinnert fühlen und sich am Wiederaufbau beteiligen.
Dabei kann es hilfreich sein, zwischendurch empörte Kommentare auszurufen wie: »Oh nein, nicht zu glauben! Die haben meine gesamte Wäsche angezogen, beim Tanzen durchgeschwitzt und dann auf einen Haufen geworfen!« Oder etwa: »Nicht zu fassen, die Meute hat all ihre Pizzakartons mitgebracht. Sogar die von Luigis Don Camillo, dabei hat die Pizzeria vor sechs Jahren geschlossen!«
Aushang Mehrdeutig. Kann den Aufruf zum Casting ↓ um einen WG-Platz meinen, aber auch das Aushängen von Kleidung (Socken, Unterwäsche) zum Lüften, wenn das Waschmittel wieder einmal zur Neige gegangen ist.
Badewanne Ihr Vorhandensein ist für viele Zimmersuchende obligatorisch, um an einer besichtigten WG Gefallen finden zu können.
Teilweise werden Kinderplanschbecken als Badewannenersatz angeschafft. Diese haben in der Regel aber nur eine kurze Lebensdauer, da sich auswärtig trinkende, leicht orientierungslos heimkehrende WG-Bewohner für eine kurze Verschnaufpause gern einmal mit einem spitzen Schlüsselbund in der Gesäßtasche auf den Rand setzen. Die Übeltäter piksen damit nicht nur den Plastikring auf, so dass die Luft entweicht (zisch!), sie fallen auch nach hintenüber und knallen mit dem Kopf auf dem harten Fliesenboden auf (autsch!). In der Folge haben sie dann am nächsten Morgen aus zweierlei Gründen einen dicken Schädel.
Aus diesem Grund ruft der TÜV Rheinland nachdrücklich dazu auf, nur geprüfte Original-Badewannen in WGs zu verwenden! Der tatsächliche Gebrauch differenziert sich geschlechtsspezifisch wie folgt:
Funktion aus männlicher Sicht:
Die Badewanne dient in erster Linie als erweiterter Bierlagerungsplatz, um den Kühlschrank zu entlasten. Sie wird mit kaltem Wasser und Eiswürfeln präpariert, bevor der Inhalt von sechs bis sieben Bierkästen versenkt wird – schließlich könnte ja mal spontan eine befreundete Fußballmannschaft zu Besuch kommen. Ferner ist sie als Behältnis für Schmutzwäsche geeignet, sofern der eigentliche Wäschekorb (falls überhaupt vorhanden) überfüllt sein sollte.
Funktion aus weiblicher Sicht:
Die Badewanne stellt das Zentrum des Wellness-&-Spa-Bereiches einer WG dar. An etwa sieben Tagen pro Woche wird ein heißes Schaumbad eingelassen. Dieses lässt sich mit Rosenblättern veredeln, bevor schließlich noch am Rand positionierte Duftkerzen ↓ entflammt werden. Das Badezimmer ↓ ist anschließend für gut drei bis vier Stunden blockiert. Einlass haben in diesem Zeitraum nur beste Freundinnen und keinesfalls orientierungslos heimkehrende Mitbewohner, die sich nur mal eben kurz auf den Rand setzen wollen.
Badezimmer Sensibler Ort des Miteinanders. Am Anfang zeigt man sich hier meist noch rücksichtsvoll, d. h., Männer lassen ihre Socken und Unterhosen nicht auf den Fliesen liegen. Nach zwei bis drei Tagen reißt das leider völlig ein.
Des Weiteren entstehen oft hitzige Debatten darüber, ob die Tür abgeschlossen werden darf oder nicht. In manchen Sponti-WGs ↓ wird eine verschlossene Badezimmertür als faschistoid und menschenverachtend angesehen – in der Folge wird sie häufig komplett ausgehängt.
BAföG Wichtige soziale Errungenschaft, um den Lebensunterhalt studierender WG-Bewohner zu sichern. Der monatliche Geldeingang dient in erster Linie der Finanzierung von Partys, wichtigen Wohnaccessoires (goldene Winke-Katzen), Jamba-Spar-Abos, Lehrmaterialien und Semesterbeiträgen.
Bakterien Hausen in WG-Kühlschränken und WG-Badezimmern. Tarnen sich gern als schwarzer Schimmel. Sie breiten sich seelenruhig aus, fristen ihr Dasein, beteiligen sich aber leider nicht an der Miete!
Bandprobe Proberäume sind teuer, und für ein WG-Zimmer zahlt man unter gewissen Umständen ohnehin schon Miete. Von daher ist es nur konsequent, die Proben der eigenen Band in seinem WG-Zimmer abzuhalten. Punk-Bands sind dabei besonders willkommen, da sie mit der Zeit einen Vorrat an Pfandflaschen liegen lassen, mit denen sich die Staatsschulden Griechenlands auf einen Schlag tilgen lassen. Das Geld sollte aber besser in die Totalsanierung der WG investiert werden, da sich Punk-Bands in ekstatischen Momenten als anarchistische Tine Wittlers entpuppen können.
Wegen der Lautstärke aufgebrachte Mitbewohner können leicht besänftigt werden. Man verspricht ihnen einfach VIP-Karten für das ausverkaufte Konzert im Olympiastadion, sobald der große Durchbruch da ist. Dass die Band auch nach mehreren Jahren keine zwei Akkorde spielen kann, sollte dem Optimismus keinen Abbruch tun.
Besichtigungstermin
Tipp! Der offizielle Tag, an dem ein WG-Casting ↓ anberaumt ist. Achtung! Hier besteht die Gefahr, zu einem Statisten bei einer Massenabfertigung degradiert zu werden. Um dies zu vermeiden, sollte man sich entweder ganz am Schluss vorstellen, da der Eindruck des letzten Kandidaten für die Jury bei der anschließenden Diskussion und Abstimmung am frischesten sein dürfte.
Oder – noch besser – man bittet um einen separaten Termin am Folgetag. Sollte man diesen bekommen, ist die Jury meistens entspannter und wohlwollender. Hier kann auch hervorragend in die Lästerarien über die Kandidaten des Vortages mit eingestimmt werden. Dass man diese selbst gar nicht erlebt hat, sollte kein Hindernis sein. Ein paar witzige Sprüche über Frisuren, Kleidung und Studienfach sind schnell improvisiert. Im Nu entsteht der Eindruck, man würde schon ewig Teil der Wohngemeinschaft sein, und die Sache ist geritzt!
Wenn man es mit einer tierlieben WG zu tun hat, ist eine Begründung für den notwendigen Sonderbesichtigungstermin schnell gefunden. In diesem Falle wäre anzuführen, dass man am eigentlichen Tag keine Zeit hatte, da man im Dienste von PETA einen Baumarkt stürmen musste, weil dieser 20 Prozent auf alles, außer auf Tiernahrung, einräumt – was einfach nur tierisch diskriminierend ist!
Bio Orthodox-religiöse Gesinnung. Was nicht das Bio-Siegel trägt, ist nicht würdig, oh Herr, in den kühlenden oder zimmertemperierten Schrank einer WG gestellt zu werden. Wer es wagt, die falschen Joghurts ohne Bio-Absolution aus dem Kühlfach im Supermarkt herauszunehmen – der begeht den ...
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