Über dieses Buch
Vom ersten Tag, den wir auf dieser Welt verbringen, bis zur Stunde unseres Todes sind wir gefangen in einem dichten Netz von Ratschlägen, Vorschriften und Verboten. Wir lernen, was wir zu tun, und vor allem, was wir zu lassen haben, und ohne groß darüber nachzudenken, halten wir uns brav an all diese Anweisungen. Wir verschmutzen die Gehwege der Städte, weil wir Kaugummi ausspucken, anstatt ihn zu schlucken, essen – aus Angst, schreckliche Leibschmerzen zu bekommen – kein warmes Brot, zerbeißen aus Sorge um unsere Zähne keine Bonbons und fügen uns widerspruchslos Geboten wie »Sitz gerade!«, »Beim Essen spricht man nicht!« oder »Kein Sex vor dem Sport!«. Natürlich frieren wir einmal Aufgetautes nicht wieder ein, und wenn es uns auf einer Feier gerade besonders gut gefällt, gehen wir, weil man ja bekanntlich aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Das alles, ohne uns über Sinn oder Unsinn unseres Tuns auch nur Gedanken zu machen.
Denn sinnvoll ist unser Verhalten oft ganz und gar nicht! Statt Zucker Süßstoff zu verwenden, um abzunehmen, ist ebenso widersinnig wie aus Furcht vor einem Bauch auf Bier zu verzichten, wenn einem der Sinn danach steht; und wer eine Münze, die von einem Automaten wieder ausgespuckt wird, in der Hoffnung auf einen zweiten erfolgreicheren Versuch ein paar Mal kräftig an Metall scheuert, verhält sich ebenso absurd wie der Autofahrer, der – einen Frontalzusammenstoß vor Augen – nur panisch auf die Bremse tritt, anstatt auszuweichen.
Dieses Buch erklärt, warum viele Vorschriften und Verbote, nach denen wir uns tagtäglich – bewusst oder unbewusst – richten, blanker Unsinn sind. Doch damit nicht der Eindruck entsteht, grundsätzlich alle Verhaltensregeln sowie sämtliche elterlichen Ermahnungen und Verbote wären Blödsinn oder zumindest überholt, folgt ganz am Schluss – gewissermaßen als Kontrapunkt – eine (keinesfalls vollständige) Auflistung von Ratschlägen, die zu beherzigen sich durchaus lohnt. Denn das Beste am Apfel sitzt nun einmal wirklich unter der Schale …
Jürgen Brater, im Juni 2012
Über den Autor
Dr. Jürgen Brater, geboren 1948, praktizierte nach seinem Studium der Medizin und Zahnmedizin bis 1996 in eigener Praxis. Seitdem ist er als Seminarleiter in der Aus- und Weiterbildung medizinischer Fachkräfte sowie als Autor tätig und schreibt u.a. populäre medizinische Bücher. Bei Eichborn erschien u.a. Das Lexikon der Sexirrtümer (2003), Wir sind alle Neandertaler (2007) und Mehr Power. Woher unsere körperliche und geistige Energie kommt (2008).
Bier auf Wein, das lass sein!
Die unsinnigsten Regeln und Ermahnungen
__ Inhalt __
- Über dieses Buch
- Über den Autor
- Abnehmen
- Aufhören
- Augen
-
∗ Lies nicht bei schlechtem Licht, sonst verdirbst du dir die Augen!
- Auto
-
∗ Wenn ein Frontalzusammenstoß droht, bremse, so fest du kannst!
-
∗ Schalte den Motor nicht ständig ein und aus, das kostet nur unnötig Benzin!
-
∗ Fahre vor einer Engstelle nicht an den Autos in der rechten Spur vorbei, das ist rücksichtslos!
- Automat
-
∗ Wenn ein Automat eine Münze nicht nehmen will, reibe sie auf Metall!
- Baby
-
∗ Rede mit einem Kleinkind nicht in der Babysprache, sonst lernt es nie richtig sprechen!
- Begrüßung
-
∗ Bei der Begrüßung reicht der Ältere dem Jüngeren beziehungsweise die Frau dem Mann die Hand!
- Bier
- Blumen
-
∗ Ein Strauß muss immer eine ungerade Anzahl Blumen enthalten!
- Bonbon
-
∗ Bonbons darfst du nicht beißen, sonst ruinierst du dir die Zähne!
- Brot
- Bruch
-
∗ Trage keine schweren Lasten, sonst hebst du dir einen Bruch!
- Brust
-
∗ Trage als Frau stets einen BH, sonst bekommst du eine Hängebrust!
- Cola
-
∗ Bevor du eine Cola-Dose öffnest, klopfe leicht dagegen, dann schäumt nichts über!
- Computer
-
∗ Fasse CDs und DVDs nur am Rand an, du könntest Daten zerstören!
-
∗ Benutze einen Bildschirmschoner, sonst brennt ein Standbild auf dem Monitor ein!
-
∗ Berühre einen Datenträger nie mit einem Magneten, sonst gehen Daten verloren!
- Digitalkamera
-
∗ Für erstklassige Bilder kauf dir eine Kamera mit möglichst vielen Megapixeln!
- Ehrlichkeit
- Eier
-
∗ Eier muss man nach dem Kochen abschrecken, dann geht die Schale besser ab!
- Einschreiben
- Erkältung
- Erste Hilfe
-
∗ Nimm einem verunglückten Motorradfahrer auf keinen Fall den Helm ab, du könntest ihn umbringen!
- Essen
-
∗ Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann!
- Fenster
-
∗ Putze Fenster nicht bei Sonnenschein, sonst entstehen hässliche Streifen!
- Fernsehen
- Fisch
- Fleisch
- Gelenke
- Gewitter
- Haare
-
∗ Bürste dir oft die Haare, dann bleiben sie gesund und glänzen schön!
-
∗ Rasiere dir nicht die Beinhaare weg, sonst wachsen sie immer dichter!
-
∗ Geh nicht mit nassen Haaren raus, sonst erkältest du dich!
- Handy
-
∗ Schalte dein Handy im Krankenhaus aus, es stört die elektronischen Geräte!
- Haut
- Hornissen
-
∗ Hüte dich vor Hornissen – drei Stiche können tödlich sein!
- Hund
- Intelligenz
- Jungen
- Kälte
- Karotten
- Kater
-
∗ Das Beste gegen einen Kater ist vorher eine fettreiche Mahlzeit!
- Kaugummi
- Ketchup
-
∗ Wenn aus einer Ketchupflasche nichts herauskommt, schlage kräftig auf den Flaschenboden!
- Kompost
-
∗ Zitronen- und Orangenschalen gehören nicht auf den Kompost!
- Lebensmittel
-
∗ Iss nie Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist!
-
∗ Bewahre Lebensmittelreste auf keinen Fall in einer Konservendose auf!
- Lernen
- Matratze
-
∗ Schlafe bei Rückenschmerzen auf einer möglichst harten Matratze!
- Menstruation
-
∗ Die Monatsblutung ist unvermeidbar, damit musst du dich als Frau abfinden!
- Milch
- Mundgeruch
-
∗ Wenn du wissen willst, ob du Mundgeruch hast, atme in die hohle Hand!
- Obst
-
∗ Trinke nach Obst kein Wasser, sonst verdirbst du dir den Magen!
- Pilze
-
∗ Von Schnecken angefressene Pilze darf man getrost essen, die können nicht giftig sein!
- Rauchen
- Regen
- Reisekrankheit
-
∗ Wenn dir beim Autofahren schlecht wird, iss vorher nichts!
- Restaurant
- Salz
- Schlaf
-
∗ Wenn du gut schlafen willst, trinke vor dem Zu-Bett-Gehen einen Schlummertrunk!
- Schlafwandler
-
∗ Sprich niemals einen Schlafwandler an, sonst findet der nicht mehr ins Bett zurück!
- Schnaps
-
∗ Nach einem fetten Essen geht nichts über einen Verdauungsschnaps!
- Schnupfen
-
∗ Zieh bei Schnupfen nicht die Nase hoch, das gehört sich nicht!
- Schokolade
- Schwangerschaft
- Schwimmen
- Sekt
-
∗ Wenn du Sekt frisch halten willst, stecke einen Silberlöffel in den Flaschenhals!
- Senf
- Serviette
-
∗ Eine Papierserviette legt man nach dem Essen auf den Teller!
- Sex
-
∗ Verzichte vor dem Sport auf Sex, sonst hast du keine Chance!
- Sitzen
- Sonne
-
∗ Wenn du einen Sonnenbrand vermeiden willst, bleibe im Schatten!
- Spinat
- Strom
-
∗ Lass elektrische Geräte nicht im Standby-Modus laufen, das kostet unnötig Geld!
- Tiefgefrorenes
-
∗ Stell den Kühl-Gefrier-Schrank in einen möglichst kalten Raum!
-
∗ Tiefgefrorenes darf man nach dem Auftauen auf keinen Fall wieder einfrieren!
- Treppe
- Überfall
-
∗ Wenn du als Frau von einem Mann angegriffen wirst, tritt ihm in die Hoden!
- Unfall
-
∗ Geh nicht nahe an ein verunfalltes Auto heran, es könnte explodieren!
- Verdauung
- Vögel
- Waldbeeren
-
∗ Iss Waldbeeren nie roh, du könntest die Fuchsbandwurm-Krankheit bekommen!
- Wasser
-
∗ Trinke auf keinen Fall destilliertes Wasser, du könntest daran sterben!
- Wein
-
∗ Hellen Wein trinkt man zu hellem und dunklen Wein zu dunklem Fleisch!
- Wunde
- Wut
- Zähne
-
∗ Wenn du weiße Zähne haben willst, musst du sie oft putzen!
- Zecken
-
∗ Trage im Wald immer eine Kopfbedeckung, dann können dir Zecken nichts anhaben!
- Zigaretten
- Epilog: Einige durchaus sinnvolle Regeln und Verbote
- Quellenverzeichnis
__ Abnehmen __
Wenn du abnehmen willst, treib möglichst viel Sport!
Die entscheidenden Faktoren beim Abnehmen sind bekanntlich weniger essen und sich mehr bewegen. Daraus jedoch den Schluss zu ziehen, man könne gar nicht genug Sport treiben, ist falsch. Denn seine Fettverbrennung kurbelt am effektivsten an, wer zwischen den einzelnen Aktivitätsphasen immer wieder längere Pausen einlegt, wer sich also eher weniger statt mehr abstrampelt. Versuche japanischer Wissenschaftler haben nämlich eindeutig bewiesen, dass der Kalorienverbrauch bei sportlicher Betätigung mit Erholungsintervallen intensiver ist als bei ununterbrochenem Training. Denn gerade in der Pause zwischen den Trainingseinheiten schüttet die Nebenniere weit mehr Adrenalin aus als während ununterbrochener Quälerei. Und von Adrenalin weiß man seit Langem, dass es die Fettverbrennung wirksam unterstützt. Außerdem sinken während eines Intervalltrainings die Insulinwerte deutlich stärker als während einer Dauerbelastung. Und wenig Insulin bedeutet, dass im Blut nicht allzu viel Zucker vorhanden ist, sodass der Organismus gezwungen ist, zur Energieproduktion vermehrt Fett zu verbrauchen.
Falls Sie also auch gerne ein paar Pfunde weniger hätten, jedoch keine Lust haben, stundenlang zu joggen oder im Fitnesszentrum literweise Schweiß zu vergießen, können Sie getrost aufatmen. Körperliches Training hilft zweifellos beim Abnehmen, aber weniger ist dabei oft mehr.
Nimm statt Zucker Süßstoff, das spart Kalorien!
Wer aus Angst vor zusätzlichen Pfunden anstelle von Zucker Süßstoff in den Kaffee schüttet, sollte einmal mit Schweinemästern sprechen. Die benutzen nämlich ganz ähnliche Substanzen, um ihre Tiere möglichst rasch dick und fett zu bekommen. Und unser Organismus reagiert auf den Süßstoff genauso wie der Körper der Borstentiere. Denn süßen Geschmack wertet unser Gehirn seit Urzeiten als Signal, dass im Blut gleich Zucker auftauchen wird, und erteilt der Bauchspeicheldrüse umgehend den Befehl: »Insulin ausschütten!« Das ist ein Hormon, das den Zucker rasch in die Zellen befördert, wo er zur Energieerzeugung »verbrannt« wird. Folge: Der Blutzuckerspiegel sinkt auf den Ausgangswert.
Nun erscheint im Blut aber gar kein Zucker, sondern Süßstoff, und mit dem weiß das Insulin nichts anzufangen. Da es aber nur eines kann, nämlich Zucker in die Zellen zu transportieren, tut es das eben notgedrungen mit dem bereits vorhandenen, und die Blutzuckerkonzentration rauscht in den Keller. Das löst nun in unserem Gehirn sofort ein Hungergefühl aus, das uns zwingen soll, das Defizit schnell zu beheben. Der Süßstoff – eigentlich dazu gedacht, Kalorien zu sparen – macht uns also hungrig und veranlasst uns dazu, möglichst rasch möglichst viel zu essen.
Wer abnehmen will, sollte deshalb wenig Zucker zu sich nehmen, das ist durchaus sinnvoll. Ihn jedoch durch Süßstoff zu ersetzen, bringt einen fatalen Prozess in Gang, an dessen Ende das Körpergewicht höher ist als zuvor.
__ Aufhören __
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist!
Ein geradezu klassisches Sprichwort! Und dennoch schon deshalb höchst zweifelhaft, weil man ja in der Regel gar nicht weiß, ob es gerade am schönsten ist oder ob nicht noch etwas Schöneres nachkommt. Oder anders ausgedrückt: Wann es am schönsten war, weiß man immer erst dann, wenn es wieder schlechter ist. Und dann ist es nicht mehr möglich, dem Rat des Sprichworts zu folgen. Tatsache ist, dass derjenige, der sich bemüht, stets dann aufzuhören, wenn es nach seiner Meinung am schönsten ist, eine ganze Menge besonders Erfreuliches versäumt.
Deshalb also: Bitte jetzt nicht mit der Lektüre dieses Buchs aufhören!
__ Augen __
Lies nicht bei schlechtem Licht, sonst verdirbst du dir die Augen!
Eines gleich vorweg: Diese Regel ist nicht ganz und gar sinnlos, denn tatsächlich können die Augen von Kindern und Jugendlichen durch sehr häufiges und lang andauerndes Lesen bei extrem schlechtem Licht – beispielsweise nächtelang mit der Taschenlampe unter der Bettdecke – Schaden nehmen. Und zwar deshalb, weil sich die Augenlinse bei der im Dunkeln stark verminderten Tiefenschärfe erheblich anstrengen muss, um das Licht so zu bündeln, dass es auf der Netzhaut ein scharfes Bild ergibt. Damit die Linse weniger hart arbeiten muss, passt sich das Auge der Belastung allmählich an, indem es ein wenig in die Länge wächst. Dadurch bekommt der Betroffene zunehmend Schwierigkeiten, weit Entferntes scharf zu sehen, das heißt er wird mehr oder minder kurzsichtig.
Aber das passiert, wie gesagt, nur bei extrem langer Beanspruchung der Augen – und auch nur, solange diese noch »jung« sind. Bei Jugendlichen, die nicht Nacht für Nacht stundenlang bei schlechtem Licht lesen – und wer tut das schon? – und bei Erwachsenen sind als Folge der vermehrten Anstrengung der Augenlinse dagegen keinerlei Schäden zu befürchten. Allenfalls ermüden die Augen rascher oder schmerzen vielleicht ein wenig, mehr passiert nicht.
Schiele nicht absichtlich, sonst bleibt dir das!
Manche Omas drohen ihren Enkeln bis heute mit erhobenem Zeigefinger: »Schiel bloß nicht absichtlich, sonst bleiben die Augen so stehen!« Sie selbst haben es während ihrer Kindheit so gelernt und seither sorgfältig vermieden, ihre Augäpfel Richtung Nasenspitze nach innen zu rollen. Dabei macht das den Augen nicht das Geringste aus! Weltweit gibt es keinen einzigen verbürgten Fall eines Augenschadens als Folge absichtlichen Schielens. Allenfalls ist es denkbar, dass ein bereits vorhandener, verborgener Sehfehler den Eltern nach einem bewussten Verdrehen der Augen zum ersten Mal auffällt.
Wer also Spaß daran hat, mit beiden Augen die Nasenspitze zu fixieren und dadurch seine Mitmenschen zu belustigen, der sollte das getrost tun. Einen bleibenden Schaden braucht er nicht zu befürchten – auch dann nicht, wenn er während des Schielens fürchterlich erschrickt oder die Uhr zwölf Mal schlägt.
__ Auto __
Wenn ein Frontalzusammenstoß droht, bremse, so fest du kannst!
Ein Frontalzusammenstoß – etwa beim Überholen oder weil ein entgegenkommendes Fahrzeug plötzlich auf die eigene Spur gerät – ist so ziemlich das Schlimmste, was einem Autofahrer passieren kann. Viele treten in einem solchen Fall mit aller Kraft auf die Bremse und tun das selbst dann noch, wenn sie erkennen müssen, dass sie dadurch einen Crash nicht vermeiden können. Doch ein solches Verhalten ist grundfalsch!
Eine Vollbremsung – sie ist grundsätzlich natürlich vollkommen in Ordnung – ergibt nur dann einen Sinn, wenn noch Chancen bestehen, einen Zusammenprall zu verhindern. Ist dies nicht möglich – etwa, weil ein sich näherndes Fahrzeug unmittelbar vor der Begegnung auf die Gegenfahrbahn wechselt oder weil die Geschwindigkeit der beiden beteiligten Autos zu hoch ist –, so ist jedes weitere panische Bremsen Unfug! Das einzig Richtige ist in einem solchen Fall, den Blick bewusst von dem Entgegenkommenden abzuwenden und sich schnellstmöglich nach einer Ausweichmöglichkeit umzusehen; so viel Zeit bleibt in der Regel noch. Und dann nichts wie runter von der Straße und hinein in die Wiese, die Böschung oder den Acker! Das funktioniert bei einem mit ABS ausgerüsteten Fahrzeug sogar mit getretener Bremse, während es ansonsten erforderlich ist, den Fuß vor dem Lenkeinschlag kurz vom Pedal zu nehmen.
Sicher, es kann passieren, dass man sich bei diesem Manöver überschlägt. Das ist jedoch im Vergleich zu einem Frontalzusammenstoß das weitaus geringere Übel. Die Fahrgastzellen der heutigen Autos sind so steif, dass bei einem Überschlag in der Regel nicht allzu viel passiert – jedenfalls viel weniger als bei einem Crash mit einem Entgegenkommenden. Wer es sich angewöhnt, sich während längerer Autofahrten immer wieder einmal Gedanken zu machen, wohin er im Notfall ausweichen würde, trainiert sein Gehirn auf eine solche Situation und gewinnt im Ernstfall wertvolle Sekunden, um das einzig Richtige zu tun: zuerst mit aller Kraft bremsen, dann aber unbedingt und unter allen Umständen ausweichen!
Schalte den Motor nicht ständig ein und aus, das kostet nur unnötig Benzin!
Dass ein Automotor, solange er nicht läuft, kein Benzin verbraucht, ist jedem klar. Dennoch lassen viele Fahrer den Motor auch bei längerem Stehen – etwa vor einer roten Ampel oder einer geschlossenen Bahnschranke – eingeschaltet, weil sie der Meinung sind, beim anschließenden Anlassen würden sie mehr Kraftstoff verbrauchen, als sie während der Ausschaltphase eingespart hätten. Das aber stimmt mitnichten!
Moderne Motoren benötigen für den Anlassvorgang – sofern dabei nicht unnötigerweise kräftig Gas gegeben wird – kaum mehr Benzin als im Leerlauf. Bei einer Standzeit von einer Viertelminute oder länger – und davon gibt es jede Menge – ist es daher im Hinblick auf den Spritverbrauch, aber auch auf den Schadstoffausstoß überaus sinnvoll, den Motor auszuschalten, um ihn erst kurz vor dem Weiterfahren – ohne Gas geben! – wieder in Gang zu setzen.
Fahre niemals untertourig, das schadet dem Motor!
Dass ein Automotor umso mehr Benzin verbraucht, je höher er dreht, wissen die meisten Autofahrer. Dennoch scheuen sie sich, frühzeitig hoch zu schalten, weil sie irgendwo einmal gelernt haben, untertouriges Fahren würde dem Motor zusetzen und ihn auf Dauer zerstören. Das aber stimmt schon lange nicht mehr!
Vielmehr werden moderne Motoren bei Drehzahlen unter 2000 Umdrehungen keinesfalls besonders belastet, verbrauchen dabei aber deutlich weniger Sprit und produzieren erheblich weniger Abgase und Lärm als bei hochtourigem Betrieb. Wer also Benzin sparen und zusätzlich die Umwelt schonen will, sollte auch innerhalb der Stadt die 2000-Umdrehungen-Marke nicht überschreiten. Das bedeutet bei den meisten Autos, dass der erste Gang nur zum Anfahren benützt und bereits bei 20 km/h in den dritten, bei 30 km/h in den vierten und bei 50 km/h in den fünften Gang geschaltet wird. Viele Autofahrer legen diesen fünften Gang jedoch innerstädtisch überhaupt nie ein, sondern betrachten ihn als eine Art Schnellfahrstufe, die allenfalls außerhalb geschlossener Ortschaften ihre Berechtigung hat.
Der ADAC erklärt zu diesem Thema: »Eine untertourige Fahrweise hilft, Sprit zu sparen. In der Stadt soll man möglichst mit Drehzahlen unterhalb 2000 U/min fahren. Beim Anfahren und Beschleunigen gilt es, zügig hochzuschalten und dabei gut Gas zu geben. Das Gaspedal sollte zu drei Viertel durchgetreten werden, Vollgas ist zu vermeiden. Beim Fahren immer im höheren Gang bleiben, solange der Motor Gas ohne Ruckeln annimmt. Es ist besser, in einem hohen Gang – also bei niedriger Drehzahl – mit viel Gas zu fahren als in einem niedrigen Gang – bei hoher Drehzahl – mit wenig Gas.«
Fahre häufig ausgekuppelt, das spart Benzin!
Nicht wenige Autofahrer treten bei der Annäherung an eine rote Ampel oder auch sonst, bevor sie stoppen müssen, die Kupplung und rollen im Leerlauf aus, weil sie glauben, dadurch Benzin zu sparen. Doch das ist ein Irrtum!
Denn heutzutage verfügen nahezu sämtliche Autos – zumindest alle mit geregeltem Katalysator, der stets mit einer elektronischen Zündsteuerung verbunden ist – über eine Schubabschaltung. Und die sorgt dafür, dass beim Gaswegnehmen automatisch die Benzinzufuhr unterbrochen wird, sodass der Motor überhaupt keinen Treibstoff verbraucht, bis die Drehzahl unter einen bestimmten Wert sinkt. Erst danach kommt die Leerlaufsteuerung zum Zuge, bei der der Motor immer noch etwa 1,2 bis 1,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer verbrennt. Wer mit getretener Kupplung ausrollt, setzt die Schubabschaltung grundlos außer Kraft und verbraucht damit auf Dauer deutlich mehr Sprit als derjenige, der bis kurz vor dem Stillstand mit eingelegtem Gang und damit höherer Drehzahl fährt und erst im letzten Moment auskuppelt.
Fahre vor einer Engstelle nicht an den Autos in der rechten Spur vorbei, das ist rücksichtslos!
Jeder Autofahrer kennt das: Kaum weist irgendwo ein Schild darauf hin, dass sich die Fahrbahn nach soundso vielen Metern verengen wird, drängen sämtliche Autos auf die durchgängige Spur. Und wer es wagt, an der Schlange vorbei bis kurz vor das Nadelöhr zu fahren, muss damit rechnen, von erzürnten Fahrzeuglenkern nicht »reingelassen« zu werden.
Dabei ist das sogenannte »Reißverschlussprinzip« seit 1. Februar 2001 sogar gesetzlich geregelt. Es dient dazu, Staus vor Engstellen so weit als möglich zu verhindern. Dazu ist es aber erforderlich, dass sich sämtliche Verkehrsteilnehmer daran halten, das heißt, dass sie auf beiden Fahrspuren bis unmittelbar an die Verengung heranfahren und erst dort – ein Auto von links, eines von rechts und so weiter – durch Ineinanderfädeln eine Reihe bilden. Zu frühes Drängen in die durchgehende Spur bedeutet, ohne jeglichen Grund wertvollen Verkehrsraum zu verschenken. Würden sich alle Autofahrer konsequent an diese Regel halten, würden sie also in beiden Spuren auf etwa gleiche Geschwindigkeit und ausreichend Abstand zum Vordermann achten – beides für ein gefahrloses Einfädeln unabdingbar –, bräuchten diejenigen, die den Reißverschluss beherzigen, keine Angst zu haben, als »Vordrängler« beschimpft zu werden. Denn das sind sie absolut nicht.
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