Inhalt
Vorwort
ITheoretische Grundlagen
Einleitung und Vorüberlegungen
1Kindertageseinrichtungen aus der Bewegungsperspektive
1.1Neuer Blick auf Bewegung und Bildung
1.2Ausgewählte Ansätze der Frühpädagogik und ihre Bedeutung für die Bewegungsförderung
1.2.1Pädagogischer Ansatz nach Friedrich Fröbel
1.2.2Montessori-Pädagogik
1.2.3Waldorfpädagogik auf der Basis des anthroposophischen Menschenbildes
1.2.4Reggio-Pädagogik
1.2.5Situationsansatz
1.3Ausgewählte Ansätze der Bewegungsförderung in der Frühpädagogik
1.3.1Das Bewegungskonzept Elfriede Hengstenbergs
1.3.2Rhythmisch-musikalische Erziehung
1.3.3Psychomotorik
2Aufgaben und Ziele einer frühen Bewegungsförderung
2.1Bildung/Persönlichkeitsentwicklung
2.2Gesundheitsförderung
2.3Partizipation
3Kindliche Bewegungsentwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven
3.1Sensomotorische Entwicklung
3.1.1Bewegungsentwicklung
3.1.2Wahrnehmungsentwicklung
3.1.3Somatische Marker
3.2Embodiment-Perspektive
3.3Exekutive Funktionen
3.4Resilienz und Salutogenese
4Didaktisch-methodischer Orientierungsrahmen einer frühen Bewegungsförderung
4.1Prinzip der Selbstbildung im sozialen Kontext
4.2Moderation von Lernprozessen im Bewegungsbereich
4.3Spielorientierung
4.4Raum und Zeit als Rahmenbedingungen
4.4.1Bewegungsmöglichkeiten in Innenräumen
4.4.2Bewegungsmöglichkeiten in Außenräumen
4.5Formen der frühen Bewegungsförderung
4.5.1Spontane und angeleitete Bewegungsmöglichkeiten im pädagogischen Alltag
4.5.2Geplante, umfangreichere Bewegungsangebote
4.6Organisatorische Aspekte
4.6.1Übergang in den Bewegungsraum
4.6.2Umziehen
4.6.3Ordnungs- und Aufstellungsformen
4.7Dokumentation der Bewegungsförderung
4.8Unfallprophylaxe im Bewegungs- und Spielbereich
IIPraxisbeispiele früher Bewegungsförderung
5Bewegungsgeschichten und Themenräume
5.1Kleinkinderturnen mit den Nilkrokodilen Nils und Ilse
5.2Ausflug auf den Bauernhof – Embodiment Hausapotheke
5.3Bewegungsparcours „Am Froschteich“
5.4Themenraum „Flink und geschickt wie Eichhörnchen“
5.5Themenraum „Octopussy“ – spielerische Förderung und Beobachtung der exekutiven Funktionen
5.6Bewegungsateliers und -tabletts
5.7Bewegungslandschaften für U3-Kinder
6Eltern-Kind-Angebote
6.1Gummibärchen, Kraftmeier und Co – Fitnessnachmittag für Eltern und Kinder
6.2Dornröschen Mitmachmusical
6.3Der Koch und sein Spiegelei – Förderung und Beobachtung sensomotorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten
7Rhythmik und Bewegung zur Musik
7.1Kleine Bewegungsangebote mit Musik am Schwungtuch
7.2Kleine Spiele mit Rhythmusbegleitung
7.3Kleine rhythmische Bewegungseinheiten mit Handgeräten
7.4Musik zur Rhythmisierung beim Bewegungslernen am Beispiel des Seilspringens
7.5Traumperlentanz
8Ballspiele
8.1Freie Spielphase mit großen Gymnastiksitzbällen
8.2Spiele mit kleinen Gymnastikbällen
8.3Spiele mit Tennisbällen
8.4Spiele mit Bällen und Schlägern und in kleinen Mannschaften
9Projekte zur naturwissenschaftlichen Bildung
9.1Traum vom Fliegen
9.2Schwer und leicht
9.3Wiegen, Wippen, Wackeln, Drehen
9.4Turnbeutelschleuder-Kinder
10Bildungsbereichsübergreifende Projekte
10.1Kugelbahn
10.2Häschen-Sportschule
Literatur
Bildquellennachweis
Sachregister
Vorwort
Kindern den für ihre bewegten Entwicklungsbedürfnisse notwendigen Raum zu geben, ist heute mehr denn je Aufgabe der Kindertageseinrichtungen. Zum einen haben durch Forschungserkenntnisse Bewegung und Spiel für frühkindliche Bildungsprozesse zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zum anderen verbringen immer mehr Kinder immer mehr Zeit an betreuten Orten außerhalb der Familie. Mit Eintritt in die Kindertageseinrichtung verlassen Kinder verschiedener Altersstufen den vertrauten familiären Rahmen. Das Kind tritt in einen neuen sozialen Kontext ein. Dieser verlangt ihm das Knüpfen neuer Kontakte und den Aufbau neuer Bindungen ab. Je jünger die Kinder sind, desto höher ist dabei das Bedürfnis nach emotionaler Sicherheit und Stabilität sowie nach Zuwendung und Wertschätzung durch die pädagogische Fachkraft. Durch verschiedene Modelle der Eingewöhnung wird diesen Bedürfnissen der Kinder in den Kindertageseinrichtungen Rechnung getragen. Wie Erkenntnisse der Bindungsforschung zeigen, ist es Kindern nur auf der Basis emotionaler Sicherheit möglich, durch immer neue Erfahrungen, Handlungen und Erlebnisse ihre Bedürfnisse auszuleben und ihr Weltwissen zu konstruieren (Bowlby 2018). Für die positive Gestaltung neuer Beziehungen benötigen die Kinder u. a. auch Spiel- und Bewegungsräume, in denen es möglich ist, im Dialog mit den neuen Bezugspersonen und anderen Kindern ihre Bildungsprozesse zu initiieren. Deshalb brauchen Kinder in den Kindertagesstätten eine umsichtige Beobachtung und Begleitung, auch und gerade bei Bewegungsangeboten.
Aufgrund unserer langjährigen Berufspraxis in Kindertageseinrichtungen, Ausbildung und Lehre ist uns bewusst, dass es angesichts der räumlichen und personellen Ausstattung in den Kindertageseinrichtungen, sowie zum Teil auch aufgrund der Vorgaben durch Bildungspläne, keine leichte Aufgabe ist, die Erkenntnisse über die fundamentale Bedeutung von Bewegung in allen Formen und Facetten umzusetzen und Kindern geeignete Bewegungs- und Spielräume zukommen zu lassen. Daher soll dieses Buch Sie als (angehende) pädagogische Fachkräfte ermutigen, Bewegungsangebote und Bewegungsmöglichkeiten als Bildungsanlässe in ihrer Einrichtung kindgerecht umzusetzen. Der Theorieteil gibt Ihnen dafür das notwendige Basiswissen an die Hand. Im Praxisteil werden erprobte Beispiele vorgestellt, die Anregungen für eine eigene Praxis der Begleitung frühkindlicher Bildungsprozesse in Bewegung und Spiel bieten.
An dieser Stelle danken wir dem Kinderhaus Nikodemus in Nürnberg für die langjährige gute Zusammenarbeit. Erst durch dessen Entgegenkommen sowie die personelle und sachliche Unterstützung konnte die Bewegungsarbeit, die diesem Buch zu Grunde liegt, realisiert werden.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen, Ausprobieren und Sich-Bewegen!
Nürnberg und Dortmund im Frühjahr 2021,
Gisela Schlesinger und Stefanie Kuhlenkamp
ITheoretische Grundlagen
Einleitung und Vorüberlegungen |
||
Als Einleitung in das Themenfeld der Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen wird eine Übersicht über diejenigen Aspekte, die auf deren Gestaltung einwirken, gegeben. Damit soll zum einen dargestellt werden, anhand welcher Überlegungen die Auswahl der Inhalte des Theorieteils erfolgt und in welcher Beziehung diese zueinander stehen. Zum anderen soll verdeutlicht werden, dass die Gestaltung einer frühen Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen immer eingebunden ist in einen Gesamtkontext und sich daher auch immer verändert (Abb. 1). |
||
Gesamtkontext Bewegungsförderung | Abb. 1 visualisiert den Gesamtkontext vergleichbar mit der Zoomfunktion einer Kamera: Von einer höheren Ebene (Gesellschaft und Wissenschaft) wird immer weiter in die Bewegungsförderung einer konkreten Kindertageseinrichtung hineingezoomt. |
|
Abb. 1: Gesamtkontext früher Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen |
||
In Abb. 2 werden den vier Ebenen des Gesamtkontextes Themen zugeordnet, die in diesem ersten Teil als relevant für die Praxis einer Bewegungsförderung herausgearbeitet werden, wie sie in Teil II vorgestellt wird. |
||
Abb. 2: Themenfelder der Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen |
||
Abb. 2 verdeutlicht, dass die Bewegungsförderung sich an dem weiten Spektrum der Bedeutungsfelder der Bewegung für die kindliche Entwicklung orientiert: Entwicklung und Lernen geschehen in und durch Bewegung. Bewegung fördert Bildung und Gesundheit. Darüber hinaus ermöglicht sie den Kindern Partizipationsprozesse, die wiederum als Ziele der frühen Bildung in den Bildungsplänen verortet sind. |
||
Eine Bewegungsförderung muss aber auch auf gesellschaftliche und institutionelle Entwicklungen und Veränderungen sowie auf Forschungserkenntnisse reagieren. Die hohe Bedeutung von Bewegung für die gesamte kindliche Entwicklung ist in den vergangenen Jahren u. a. durch die Neurowissenschaften stark beforscht worden (Kap. 1.1, Kap. 2, Kap. 3). Gesamtgesellschaftlich wirkt der Stellenwert des Sich-Bewegens und des Sporttreibens, wie er sich aktuell in einer Gesellschaft darstellt, auf die Bewegungsförderung. Damit verbunden sind z. B. die Fragen: Wo finden Kinder und ihre Familien Bewegungsmöglichkeiten? Wo finden Kinder freie und angeleitete Bewegungsangebote? Von welchen sportlichen Aktionen sind Kinder beeindruckt? Wo finden sie welche Bewegungsvorbilder und Leitbilder? Und welche Antworten bieten Kindertageseinrichtung auf diese Fragen? |
||
Die Frühpädagogik hat sich, u. a. bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel, entwicklungspsychologische Erkenntnisse, aber auch durch die Diskussionen zur Qualität früher Bildung, ständig weiterentwickelt. So haben sich beispielsweise seit der Gründung des ersten Kindergartens (1840) verschiedene frühpädagogische Ansätze entwickelt. Diese müssen hinsichtlich ihrer Grundausrichtung und ihrer Aussagen zur Bewegung beleuchtet werden, um eine Bewegungsförderung in die grundlegenden Leitgedanken der Ansätze einzuordnen (Kap. 1.2). |
||
Neben diesen eher abstrakten und theoretischen Überlegungen sind für die Praxis der Bewegungsförderung jedoch auch die ganz konkreten Rahmenbedingungen der jeweiligen Kindertageseinrichtung ausschlaggebend (Kap. 4.4). Hier stellen sich z. B. folgende Fragen: Welchen Stellenwert räumt die Konzeption der Bewegung überhaupt ein? Welche Innen- und Außenräume stehen zur Verfügung? Wer führt die Förderung wie durch? |
||
Auf der Ebene der Kinder muss berücksichtigt werden, welche Voraussetzungen und Bedürfnisse mitgebracht werden, um durch Bewegungsangebote entwicklungsorientiert zu fördern. Hierzu ist u. a. entwicklungspsychologisches Wissen notwendig, beispielsweise über die sensomotorische Entwicklung, die Entwicklung des Spielverhaltens und kognitiver Kompetenzen sowie über die Bedeutung der Bewegung beim Kompetenzerwerb (Kap. 3). |
||
Aus den hier skizzierten vier Ebenen ergibt sich ein didaktisch-methodischer Orientierungsrahmen, der die Art und Weise, die Zielsetzung sowie den Rahmen der Bewegungsförderung in einer Kindertageseinrichtung bestimmt (Kap. 4). Dieser soll Kindertageseinrichtungen dabei unterstützen, eine individuelle Standortbestimmung und Ausgestaltung ihrer Bewegungsförderung zu erarbeiten und darüber zu reflektieren. |
1Kindertageseinrichtungen aus der Bewegungsperspektive |
||
Unter elementarpädagogischen Ansätzen hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass Bildung und Lernen vom Kind selbst ausgehen. Die Interaktion zwischen dem Kind und seiner Umwelt bildet den Ausgangspunkt frühkindlicher Bildungsprozesse. |
Kind als Moderator seiner Bildung | |
Dabei gilt das Kind als Moderator seiner Bildung. In diesem Kapitel wird herausgearbeitet, welchen Beitrag Bewegung im Kontext dieses Bildungsverständnisses leistet, welche Bedeutung der Bewegung in aktuellen Ansätzen der Frühpädagogik zukommt und wie Kindern im Rahmen etablierter Konzepte der Bewegungsförderung in der Frühpädagogik Möglichkeiten zur Selbstbildung geboten werden können. |
Wollen Sie wissen, wie es weiter geht?
Hier können Sie "Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen" sofort kaufen und weiterlesen:
Amazon
Apple Books
ebook.de
Thalia
Weltbild
Viel Spaß!