Small Talk
Aus dem Kapitel "Den Small Talk sicher führen" S. 110-113
Zuhören will gelernt sein
Mal ehrlich: Schalten Sie nicht manchmal ab, während der andere noch redet? Passiert es Ihnen nicht gelegentlich, dass Sie nur halb hin hören, weil Ihnen das Erzählte bekannt vorkommt? Und wie oft redet der andere noch, während man sich schon mal eine Antwort überlegt oder in die Runde schaut, weil man den Gesprächspartner wechseln will. Wie häufig wartet man auf eine Gesprächspause, damit man endlich seine eigene tolle Geschichte zum Besten geben kann! Kurz gesagt: Zuhören will gelernt sein!
Wer dem anderen nicht richtig zuhört, läuft Gefahr, eine Version des Gesagten zu konstruieren, die stark von dem abweicht, was der andere gemeint hat. Zwar ist Verstehen immer nur ein Annäherungsprozess. Aber je besser wir einander zuhören, je mehr wir auf den anderen eingehen und je stärker wir uns in ihn einfühlen, umso mehr werden sich das Mitgeteilte (Sprecher) und das Verstandene (Zuhörer) ähneln.
- Tipp: Beobachten Sie sich beim nächsten gesellschaftlichen Anlass einmal: Sind Sie bei wirklich jedem Gespräch immer auf Ihr Gegenüber konzentriert? Wer dem anderen nicht zuhört, kann auch nicht angemessen reagieren. Nicht nur, weil er die Informationen auf der Sachebene dann nicht richtig versteht, sondern weil er zum Beispiel auch die Bedürfnisse des anderen schlichtweg überhört.
Beispiel
Stellen Sie sich vor, Sie erzählen einem Freund oder einer Freundin, dass Sie nicht weiter wissen. Sie stecken in einem Projekt, das nicht enden will und das Sie Ihre ganze Kraft kostet. Sie können nachts nicht mehr richtig schlafen und glauben, dass Sie den falschen Job haben. Sie fühlen sich ausgepowert und wünschen, der Alptraum wäre zu Ende.
Ihr Freund empfiehlt Ihnen, das Projekt umzustrukturieren. Sie könnten doch Ihre Mitarbeiter oder Kollegen noch mehr einspannen. Bei ihm wäre es auch schon einmal so schlecht gelaufen und dann habe er beschlossen, mehr zu delegieren.
Der Ratschlag ist sicher gut, aber ist die Reaktion angemessen? Hat Ihr Freund wirklich gut zugehört? Nein, denn etwas Wesentliches hat er nicht erkannt: Sie sind mit den Nerven am Ende. Was Sie jetzt dringender brauchen als einen Ratschlag in der Sache, sind ermutigende Worte und Trost: Ich verstehe, wie du dich fühlst. Mir ist es auch schon so ergangen, aber du schaffst das schon
Erst danach hätte er seinen fachlichen Rat erteilen sollen.
Es gibt demnach das Zuhören auf der verbalen Ebene und das Wahrnehmen der nonverbalen Ebene. Bei letzterem geht es darum, unausgesprochene Botschaften in Form von Mimik oder Körpersprache aufzunehmen und darauf zu reagieren. Hierauf kommen wir später noch zu sprechen.
- Tipp: Es gehört zu einem guten Gespräch, den Gesprächspartner mit allen Sinnen wahrzunehmen.
Natürlich ist es auch immer von der Situation und der Art des Gesprächs abhängig, wie wir zuhören. Kennen Sie jemanden noch nicht so gut, so richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Worte, Mimik und Gesten. Wenn Sie ein Fachgespräch führen, achten Sie mehr auf den Inhalt des Gesagten. Grundsätzlich sollten Sie aber versuchen, nonverbalen Botschaften immer Ihre Aufmerksamkeit zu schenken!
Aktiv zuhören!Hören Sie Ihrem Gesprächspartner aktiv zu. Signalisieren Sie, dass Sie zuhören, indem Sie:
- regelmäßigen Blickkontakt suchen (siehe Seite 193),
- Gesten und Mimik einsetzen (Nicken, Kopfschütteln etc.),
- verbale Rückmeldungen geben.Entscheidend bei allen verbalen Rückmeldungen ist, dass Sie nicht das Rederecht an sich reißen. Ein gelegentliches Mhm oder Hm soll nur signalisieren: Ich habe verstanden und bin bei der Sache, ebenso setzen Sie den kurzen Satz ein: Ach, jetzt verstehe ich. Rückmeldungen sollten übrigens nie mechanisch wirken (was beim Mhm schnell mal passieren kann). Es sollte selbstverständlich sein, dass Rückmeldungen Ihrer Gefühlslage entsprechen.