Die Drachenfriedhof-Saga. Die Abenteuer von Bandath, dem Zwergling
Aus dem Kapitel: Ein Abend wie kein anderer
Der Troll schmetterte die Hand auf den Tisch, dass das Holz krachte. "Ihr habt ja keine Ahnung!" Das Gespräch am Tisch, das in den letzten Minuten immer lauter geworden war und beinahe in einen Streit ausgeartet wäre, brach abrupt ab. Stille breitete sich auch im restlichen Schankraum aus und die Blicke wandten sich dem Tisch und dem Verursacher des lauten Rufes zu. Der fremde Troll griff nach seinem Bierkrug, aus dem der Schaum bei seiner heftigen Attacke geschwappt war, und nahm einen Schluck, der den Krug leerte. Krachend landete der Krug wieder auf der Tischplatte. Ein Geräusch, das unnatürlich laut in der Totenstille des Wirtshauses wirkte. Der Troll wischte sich den Schaum von den Lippen. "Keine Ahnung habt ihr." Jetzt klangen die Worte schon bedeutend leiser und eher resignierend, als zornig.
"Wir waren eine stolze Truppe, sag’ ich euch, unser Hauptmann und wir - 200 Soldaten. Bis wir in den Hinterhalt der Gorgals gelaufen sind. Ich sage euch, so etwas habe ich noch nicht erlebt und ich habe schon so manchen Kampf überstanden. Gegen Wasserdrachen habe ich gekämpft und gegen Elfen", ein provozierender Blick schoss an den Nachbartisch, an dem unter anderem zwei Elfen saßen.
"Nichts hatten wir zu fürchten, kein Gegner war uns zu stark. Und jetzt? Ich bin der letzte Überlebende unserer Truppe. Die haben uns einfach aufgerieben, mit ihren langen Speeren, den großen Schilden, ihren gezackten Schwertern und ihrer höllischen Kampfweise. Kamen plötzlich von allen Seiten und haben alle niedergemacht, bis auf den letzten Mann."
"Und wie hast du überlebt?", klang eine Frage aus der Zuhörerschaft. Der Troll durchforstete den Schankraum auf der Suche nach dem Frager. "Ich war auf einem Botengang. Als ich zu meiner Einheit zurückkam, lagen alle erschlagen auf dem Boden der Schlucht, in die sie von den Gorgals getrieben worden waren."
Er sah zum Wirt. "Was ist? Kriege ich noch ein Bier bevor ich mich schlafen legen muss?" Er war ein Taglicht-Troll und die Dämmerung brach herein. Ihn würde bald die seiner Rasse eigene Müdigkeit überfallen und nichts könnte ihn dann vom Schlafen abhalten.
"Kannst du denn auch bezahlen?", fragte Kendor, der Wirt.
"Das geht auf mich", mischte sich ein kleiner Mann ein, der bei den Elfen am Tisch saß. Der Troll drehte sich ihm zu und sein Blick wanderte langsam an der kleinen Gestalt abwärts und wieder hoch.
"Wer … was bist du? Ich sehe Halblingsfüße, dein Gesicht scheint aber eher zwergisch zu sein, wenn auch ohne Bart."
Der Angesprochene tippte sich zum Gruß mit den Fingern an das Lederband, das seine Haare über der Stirn zusammen hielt. "Bandath", entgegnete er. "Freier Hexenmeister und seit einem Jahr Ratsmitglied von Neu-Drachenfurt. Ich bin ein Zwergling."
"Ein Zauberer?", knurrte der Troll und machte Anstalten, das Bier von sich zu schieben, das Kendor in diesem Moment vor ihn hinstellte.
"Vorsicht Freund", knurrte ein Troll, der neben Bandath am Tisch saß und knackte mit den Fingern. "Du hast gerade ein Bier von meinem Freund spendiert bekommen und ich rate dir, es nicht abzulehnen. Und außerdem ist Bandath kein Zauberer und auch kein Magier. Er ist ein Hexenmeister. Und das ist viel mehr, als die Strohköpfe der Magierfeste Go-Ran-Goh jemals zugeben werden."
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